Wie Grundschulkinder in Taiwan, Australien und Deutschland naturwissenschaftliches Denken erlernen

„Der Unterricht in Taiwan ist streng reguliert“, sagt Ramseger. Der anspruchsvolle Lehrplan und die Schulbücher würden von der Regierung vorgegeben, und der Unterricht werde sehr stark von den hoch qualifizierten Lehrerinnen und Lehrern gesteuert.

Beim Blick in australische Klassenzimmer stießen die Forscher auf andere Besonderheiten. So haben die Lehrer in Australien – wie in Deutschland auch – große Methodenfreiheit. Es gebe aber ausgefeilte und in vielen Schulen erprobte Curriculum-Pakete, die von vielen Lehrern genutzt würden, sagt Ramseger. Die Lehrerbildung für die Grundschulen habe außerdem ein sehr hohes Niveau. „Die Lehrer sind in der Lage, die vorgegebenen Lehrpläne klug umzusetzen. Sie bemühen sich sehr stark, die Schüler zum selbständigen Arbeiten zu motivieren und lassen sie häufig in Gruppen arbeiten.“

Ähnliches versuchten die Grundschullehrerinnen und -lehrer auch in Deutschland, sagt Ramseger. „Allerdings verfügen sie häufig nur über geringe Kenntnisse in den Naturwissenschaften. In der Folge vertrauen sie im Sachunterricht gerne auf Unterrichtsmaterial, das ihnen fertige Experimente an die Hand gibt.“ Bisweilen ohne dass die Lehrer die Experimente selbst ausreichend verstünden. Das gelte für einen großen Teil der Sachunterrichtslehrer und -lehrerinnen.

Univ.-Prof. Dr. Jörg Ramseger, Arbeitsstelle Bildungsforschung Primarstufe, FU-Berlin

Quelle: Tagesspiegel-Beilage vom 10.08.2013

http://www.fu-berlin.de/presse/publikationen/tsp/2013/ts_20130810/ts_20130810_031/index.html

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